Hüs in Lee auf Amrum

Geographie und Verwaltungsgliederung

Amrum hat eine Größe von 20,46 km² und ist eine der drei nordfriesischen Geestkerninseln (Amrum, Sylt, Föhr), die zehntgrößte in Deutschland. Im Osten grenzt sie an das Wattenmeer. Hier liegen außerdem die alten Orte der Insel: Norddorf, Nebel, Süddorf und Steenodde. Auf dem Geestrücken findet man außerdem ausgedehnte Wald- und Heidegebiete, die im Wesentlichen einen Streifen in Nord-Süd-Richtung bilden. Westlich dieses Streifens befindet sich über die gesamte Länge der Insel ein Dünengebiet. Die maximale Breite dieses Gebietes beträgt über einen Kilometer, die Länge etwa zwölf Kilometer. Die höchste Amrumer Düne ist mit 32 Metern Höhe die Düne a Siatler (deutsch: die Setzerdüne) bei Norddorf. Nach Norden hin läuft das Dünengebiet zur sogenannten Odde aus. Auf dem südlichen Ende befindet sich Wittdün, der jüngste Ort der Insel. Westlich des Dünengürtels schließt sich auf ganzer Länge der Kniepsand an. Er stellt einen der breitesten Sandstrände Nordeuropas dar. Nördlich von Norddorf liegt die Norddorfer Marsch. Zwischen Steenodde und Wittdün befindet sich ein weiteres, kleineres Marschgebiet. Beide Gebiete werden durch Deiche vor Überflutungen geschützt. Bei Niedrigwasser ist es möglich, die Nachbarinsel Föhr durch eine Wattwanderung zu erreichen.

Amrum hat etwa 2.300 Einwohner und besteht verwaltungsmäßig aus den drei Gemeinden Norddorf, Nebel und Wittdün, die zum Amt Föhr-Amrum gehören.

Ortschaften

Der nördlichste Ort der Insel ist das Seebad Norddorf mit der Vogelkoje und dem Quermarkenfeuer. Der Ort Nebel, an der Wattseite gelegen, ist heute der größte Ort der Insel. Sehenswert sind dort vor allem die St. Clemens-Kirche, das Öömrang Hüs, die Windmühle sowie der Heimatlosenfriedhof. Süddorf ist das älteste Dorf Amrums und heute ein Ortsteil von Nebel. Hier steht der markante Amrumer Leuchtturm. Steenodde, ebenfalls ein Ortsteil von Nebel und an der Wattseite gelegen, war über lange Jahre der einzige Hafenort der Insel, bis ihn das 1890 als Seebad gegründete Wittdün als wichtigsten Fährhafen ablöste. Wittdün liegt an der Südspitze der Insel und ist am deutlichsten vom Tourismus geprägt.

Sprache und Kultur

Auf Amrum wird heute vor allem Hochdeutsch gesprochen. Die Friesische Sprache im Amrumer Dialekt (Öömrang) beherrscht noch rund ein Drittel der Einwohner. Diese rund 800 Amrumer sind generell mehrsprachig. Aufgrund der Insellage haben sich die friesischen Dialekte so unterschiedlich entwickelt, dass Öömrang zwar für Föhrer, kaum aber für Sylter oder andere Nordfriesen verständlich ist. Viele Amrumer beherrschen auch Niederdeutsch, da dies die Sprache der küstennahen Seefahrer war. Dänisch wird nur von wenigen Amrumern gesprochen.

Die Amrumer Tracht hat die Farben schwarz und weiß und ist mit wertvollem Silberschmuck reich verziert. Sie wird von jungen Mädchen und Frauen vor allem zur Konfirmation und zu touristischen Anlässen getragen.

Auf Amrum gibt es zwei eigentümliche Bräuche. Am 21. Februar wird der Biakendai gefeiert. Dabei wird ein großes Feuer entzündet, um den Winter auszutreiben. Menschen schwärzen einander mit dem Ruß die Gesichter. Der Tag beruht auf dem alten Feiertag Petri Stuhlfeier, der ursprünglich am 22. Februar begangen wurde, und wird auch in anderen nordfriesischen Gemeinden gefeiert.

Am Altjahrsabend findet das Hulken statt, bei dem Gruppen von meist jungen, fantasievoll verkleideten Amrumern von Haus zu Haus laufen, ihre Identität erraten lassen und dann je nach Alter mit Süßigkeiten oder alkoholischen Getränken belohnt werden.

Wirtschaft

Der Haupterwerbszweig ist der Tourismus. Amrum verfügte 2007 über rund 12.000 Gästebetten. Man zählte 2005 rund 120.000 Übernachtungsgäste und 1,1 Millionen Übernachtungen sowie 80.000 Tagesausflügler. Auf dem Geestkern sowie in den beiden Marschgebieten wird auch Landwirtschaft betrieben. Des Weiteren ist ein Fischer auf der Insel beheimatet.

Verkehr

Die Insel ist durch zwei Fährlinien (mit Fahrzeugbeförderung) mit Wyk auf Föhr und Dagebüll einerseits und Schlüttsiel und den Halligen Langeneß und Hooge andererseits verbunden. Während der Sommermonate verbindet ein schnelles Fahrgastschiff Amrum mit Hörnum auf Sylt, der Hallig Hooge und Strucklahnungshörn auf Nordstrand. Fährhafen ist Wittdün. Die meisten Touristen reisen über Dagebüll an. Von dort braucht die Fähre der Wyker Dampfschiffs-Reederei (W.D.R.) bei einer direkten Verbindung Dagebüll-Amrum 90 Minuten, bei der häufigeren Verbindung über die Nachbarinsel Föhr etwa 120 Minuten.

Auf der Insel selbst ist neben dem Pkw das Fahrrad Hauptverkehrsmittel für Touristen; das Radwegenetz ist für deutsche Verhältnisse hervorragend ausgebaut. Zahlreiche Fahrradverleiher ermöglichen auch Touristen, die ohne Rad anreisen, mobil zu sein. Eine Buslinie verbindet Norddorf, Nebel, Süddorf und Wittdün im Stundentakt (in der Hauptsaison auch 30-minütig). Die Buslinie wird – wie die Fährlinie – von der W.D.R. betrieben. Eine recht außergewöhnliche "Verkehrsverbindung" ist die rund zwei- bis dreistündige Wattwanderung zur Nachbarinsel Föhr.

Von 1893 bis 1939 war die Amrumer Inselbahn für den Verkehr auf der Insel zuständig.

Ein Flugplatz existiert nicht auf Amrum. Pläne zur Einrichtung eines Flugplatzes wurden bisher vehement abgelehnt.

Geschichte

Die ältesten Besiedlungsspuren stammen aus der Jungsteinzeit; hierzu gehören einige Großsteingräber. Auch aus der Bronzezeit und der Eisenzeit sind zahlreiche Grabhügel vorhanden. Im Dünengebiet westlich der Vogelkoje befinden sich Reste eines eisenzeitlichen Dorfes. Ob die Ambronen, die gemeinsam mit Kimbern und Teutonen um 100 v. Chr. Rom bedrohten, aus der Gegend der damals noch mit dem Festland verbundenen Insel stammten, ist umstritten.

Im frühen Mittelalter wurde die Insel von den Friesen besiedelt. Neben der Salzsiederei, der Landwirtschaft und dem Wal- und Fischfang gehörte die Handelsschifffahrt zu den Haupterwerbszweigen. Der Amrumer Seefahrer Hark Olufs, der 1724 in die algerische Sklaverei geraten war, stieg dort zum General auf, ehe er 1736 auf die Insel zurückkehrte. Am Ende des 19. Jahrhunderts nahm der Fremdenverkehr raschen Aufschwung und veränderte die wirtschaftliche Struktur auf der Insel nachhaltig.

Im Mittelalter gehörte Amrum, wie ganz Nordfriesland, zu den sogenannten Uthlanden, die erst allmählich unter die Herrschaft des dänischen Königs bzw. Schleswiger Herzogs kamen. Nach den Konflikten um das Herzogtum Schleswig zwischen den dänischen Königen und den Schauenburger Grafen in Holstein war Amrum mit Westerland-Föhr eine Enklave des dänischen Königreichs und gehörte – anders als die Nachbargebiete – nicht zum Herzogtum Schleswig. Dieser Zustand hielt bis 1864 an. Nach dem Krieg von 1864 wurde Amrum, wie ganz Schleswig, von Österreich und Preußen gemeinsam regiert. Dann fiel Amrum an Preußen und wurde 1867 Teil der preußischen Provinz Schleswig-Holstein. Zunächst bildete es eine einheitliche Gemeinde im Kreis Tondern. Bei der Volksabstimmung über die staatliche Zugehörigkeit 1920 ergab sich eine klare Mehrheit für Deutschland, während Tondern zu Dänemark kam.

Insbesondere im 19. Jahrhundert wanderte mehr als ein Viertel der Amrumer Bevölkerung aus, zum überwiegenden Teil in die USA. Heute leben mehr Amrum-Stämmige in den USA als auf Amrum. Die Verbindungen zwischen Amrum und den USA werden heute noch gut gepflegt.

Bis 1972 gehörte Amrum zum Kreis Südtondern, der dann im neu geschaffenen Kreis Nordfriesland aufging.

Flora und Fauna

Die Pflanzen- und Tierwelt der Insel Amrum ist durch die Nähe zum Meer, aber auch durch teils extreme Bedingungen mit hohem Schutzwert gekennzeichnet, die zur Ausbildung von seltenen, ökologisch sehr wertvollen Pflanzen- und Tiergesellschaften geführt haben. Dem wurde durch die Einrichtung von zwei Naturschutzgebieten (Amrumer Dünen und Amrumer Odde) sowie die Lage am Nationalpark Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer Rechnung getragen.

Die Amrumer Flora wird durch die Lage am Meer und die unterschiedlichen, meist nährstoffarmen Landschaften der Insel bestimmt. Auf Teilen des Kniepsands und im breiten Dünengürtel wachsen Dünengräser wie der Strandhafer, sowie Strandwermut und zahlreiche andere Sand liebende Pflanzen wie die Bergsandglöckchen, die im Sommer in geschützten Dünenlagen blühen. Auch einige vom Seewind gekrümmte, kleinwüchsige Kiefern sowie Kriechweiden sind in geschützten Lagen anzutreffen. Bis in die 1970er Jahre fand man dort noch die seltene Stranddistel.

Östlich davon liegt liegen Heidegebiete, gemischt mit Nadel- oder Mischwald. Im August kommt es zur großflächigen Blüte der Besenheide, Calluna vulgaris. Hier, wie auch in manchen Dünentälern, finden sich kleine Sumpfgebiete, in denen man zum Beispiel den Rundblättrigen Sonnentau findet. Vorkommen des Lungenenzians, Gentiana pneumonanthe, sind in den 1990er Jahren erloschen.

Der Amrumer Wald wurde ab 1948 auf Heideflächen angelegt. Bis dahin gab es nur einige kleinere Anpflanzungen um die Vogelkojen. Mit 180 Hektar Wald hat Amrum den größten Waldanteil aller Nordseeinseln. Man findet hier vor allem Kiefern, Fichten und Birken. Den künstlichen Charakter nach der Aufforstung hat der Wald inzwischen weitgehend verloren. So finden sich zahlreiche Pflanzen auf allen Ebenen, auch viele Pilzarten. Auf den Geestflächen östlich des Waldes wird meist extensive Landwirtschaft betrieben. Auf den Magerrasen der dortigen Wiesen wachsen zahlreiche Pflanzenarten wie Rundblättrige Glockenblume, Grasnelke, Karthäusernelke und verschiedene Habichtskräuter.

In den kleinen Marschgebieten fallen vor allem einige Sauergräser und die Kuckuckslichtnelke auf. Hier ist der Boden am fruchtbarsten. Selbst die Böden der Amrumer Gärten sind eher nährstoffarm und lassen ohne spezielle Düngung nur bestimmte Gartenpflanzen wie Stockrosen gut gedeihen.

Auf den Salzwiesen am Ostrand der Insel findet man ähnliche Gesellschaften wie auf dem Kniepsand. Der Strandflieder blüht dort oft in großer Zahl. Auch die Pionierpflanze Queller sowie das Andelgras sind häufig.

Die Amrumer Fauna wird wie die Flora durch die Insellage in der Nordsee bestimmt. So gibt es auf der Insel nur kleine wildlebende Säugetiere, wie Hasen, Mäuse, Igel und Fledermäuse. Im 12. Jahrhundert wurden auf Amrum Wildkaninchen als Jagdwild eingeführt. Sie bevölkern auch heute noch die Insel. Eine trächtige Füchsin wurde vor einigen Jahren auf der Insel ausgesetzt. Sie und ihre Nachkommen haben großen Schaden in der Tierwelt angerichtet, sind aber inzwischen erlegt worden. Im Meer und auf den Amrum vorgelagerten Sandbänken, also im Bereich des Nationalparks, leben Seehunde, Kegelrobben und Schweinswale. Im Januar und Dezember werden vereinzelt nach Sturmfluten junge Kegelrobben vom der Insel vorgelagertem Jungnamensand an den Amrumer Strand getrieben und vom Weibchen versorgt.

Die Vogelwelt ist besonders reichhaltig. Amrum gehört zu den wichtigsten Brutgebieten für Seevögel in Deutschland. So ist es das Hauptbrutgebiet der Eiderente, aber auch Austernfischer, Brandgänse, Küstenseeschwalben, Möwen wie Silbermöwe, Sturmmöwe und Heringsmöwe und viele andere Arten brüten am Strand, in den Dünen oder am Wattenmeer. Dazu kommen zur Zeit des Vogelzugs riesige Schwärme von Vögeln wie Knutt, Ringelgans oder Sanderling, die an der Küste genügend Nahrung finden. Außerdem finden sich auf Amrum, vor allem im Osten der Insel, zahlreiche Singvogelarten. Fasane wurden ebenfalls als Jagdwild eingeführt und sind häufig anzutreffen.

Waldeidechsen und Amphibien wie Moorfrosch, Kreuzkröte und Teichmolch sind weitere Vertreter der landlebenden Wirbeltiere.

Amrum ist ebenfalls reich an Insekten- und Spinnenarten. Besonders fallen Schmetterlinge – nicht nur Tagfalter – auf.

Im Meer um Amrum herum finden sich zahlreiche nordsee- und wattenmeertypische Fischarten wie Scholle und Atlantischer Hering. Die Zahl der übrigen Meerestiere und ihre Vielfalt ist ebenfalls immens – stellvertretend seien der Einsiedlerkrebs, die Wellhornschnecke und der Pierwurm genannt. Kommerziell verwertet werden vor allem Sandgarnelen, die fälschlicherweise als "Krabben" in den Handel kommen, sowie Miesmuscheln, die in großer Zahl durch Muschelkutter von den Sandbänken "geerntet" werden.

Quelle: Wikipedia

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